Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel im Interview (2025)

"Raus aus dem Schlafmodus"

Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel im Interview

Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel im Interview (1)

Von Mirjam Wilhelm

Within Temptation gehen gemeinsam mit Evanescence auf Tour! Mit zwei stimmgewaltigen Leadsängerinnen, Sharon den Adel und Amy Lee, verspricht diese Co-Headliner Tour richtig bombastisch zu werden. Im September 2019 standen die beiden Bands beim Riverside Open Air in der Schweiz zum ersten Mal auf derselben Bühne, kurz darauf ließen sie die Bombe platzen und kündigten für 2020 eine gemeinsame Headline-Tour an. Im telefonischen Interview mit RTL verrät Sharon den Adel unter anderem, wie sie Evanescence-Sängerin Amy Lee kennengelernt hat und was sie unter den beiden Musik-Welten versteht.

Du kommst eigentlich aus dem Modebereich, richtig?

Ja, zuerst habe ich eine Ausbildung im Mode-Management gemacht, mich aber natürlich auch viel mit Design beschäftigt. Eigentlich wollte ich Design machen, aber ich dachte, im Management hat man mehr berufliche Chancen. Schon als Kind habe ich mich viel mit Kleidern beschäftigt Aber dann hat sich mein beruflicher Werdegang ja doch völlig geändert (lacht).

Wie kamst du denn von der Mode zur Musik?

Die Musik war schon immer meine erste Liebe. Und mit der Band hatte ich ja dann die Möglichkeit, eigene Musik zu machen. Aber du brauchst immer einen Plan B – und Plan B war die Mode! Und jetzt kann ich das auch verbinden. Meine Bühnenoutfits kreiere ich zum Teil selbst oder lasse meine Ideen einfließen. Es wäre ja langweilig, wenn man immer gleich aussieht, da braucht es schon immer wieder neue Ideen. Und so kann ich letztendlich doch meine beiden großen Lieben verbinden!

Lass uns über euer aktuelles Album „Resist“* sprechen“. Bedeutet es nach fünf Jahren Pause ein neues Kapitel von Within Temptation?

Ja, die Musik hat sich meiner Meinung nach sehr geändert im Vergleich zu unseren früheren Platten. In den Jahren dazwischen hatte ich eine Phase, da wusste ich nicht, wohin es mit der Band geht. Zudem habe ich an meinem Soloprojekt „My Indigo“ gearbeitet, dadurch kam es natürlich auch zu neuen Einflüssen. Damals musste ich wirklich meine Komfortzone verlassen, denn ich hatte noch nie ein Solo-Album herausgebracht und ich habe sehr viel gelernt in der Zeit. Ich habe davon viel mitgenommen, und so hat sich dann auch mit der Band ein neuer Sound entwickelt. Mehr Up-Tempo, etwas mehr groovy, es kamen völlig neue Elemente zu unserer Musik dazu. Damit gab es auch wieder eine neue Basis für die Band. Mit „Resist“ fühlt sich alles für mich wieder anders und neu an.

„Resist“ bezieht sich auf den Widerstand dagegen, sich von der digitalen Welt komplett vereinnahmen sowie sein Verhalten im Netz aufzeichnen und überwachen zu lassen. Woher kam die Inspiration dazu?

Früher haben wir uns sehr oft davon inspirieren lassen, was in der Vergangenheit passiert war. Aber wir haben natürlich festgestellt, dass wir jetzt in der heutigen Zeit vor neuen großen Problemen stehen. Vieles hat mich sehr wütend gemacht, obwohl wir hier natürlich in einer vergleichsweise sehr komfortablen Welt leben. Und dann gibt es jetzt diese Menge an sozialen Medien und den Umgang der Menschen dort miteinander. Dadurch hat sich so viel geändert und es passiert so viel, mit dem ich nicht einverstanden bin. Und so viele Menschen waren immer noch im Schlafmodus, sie merkten gar nicht, was da so alles passiert. Und ich war da komplett im „Resist“-Modus (lacht). In der Zeit, in der wir an dem Album gearbeitet und es herausgebracht haben, sind aber doch viele endlich aufgewacht.

Welcher Song auf dem Album bedeutet dir persönlich besonders viel?

„Raise Your Banner“, weil das für mich eine Art Weckruf ist. Es ist Zeit, sich auch als Band nicht mehr nur hinter der Musik zu verstecken. Ich denke zwar, in erster Linie machen wir Musik und nicht Politik, aber seine Meinung sollte man schon kundtun. Gerade als Musiker hat man so viele Ausdrucksmöglichkeiten. Wenn ein Präsident seine Ansichten auf Twitter verbreiten kann, dann dürfen wir auch unsere Meinung dazu sagen. So kann man als Künstler andere Menschen zum Denken anregen. Damit meine ich nicht, jemandem eine Meinung vorzugeben, aber Denkanstöße sind wichtig.

Planst du, mit deinem Soloprojekt „My Indigo“ weiterzumachen?

Irgendwann würde ich das gerne tun, aber im Moment sind wir mit Within Temptation so ausgefüllt – das ist immer wieder wie eine Achterbahnfahrt (lacht). Gerade auch jetzt mit der anstehenden Tour mit Evanescence. Aber wenn ich wieder Zeit habe und alles etwas relaxter ist, würde ich mit „My Indigo“ gerne weitermachen, ja.

Ihr habt schon mit diversen anderen Künstlern zusammengearbeitet – Jacoby Reddix von Papa Roach, Xzibit, Tarja Turunen…gibt es noch jemanden auf der Wunschliste?

Oh, die Liste ist endlos (lacht). Wir arbeiten mit so vielen tollen Leuten zusammen, und oft schreiben wir einen Song und überlegen dann, wen könnten wir dazunehmen, wer würde passen. Also das kommt erstmal auf die Musik an.

Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel im Interview (2)

Wie kam es eigentlich zu der Idee einer gemeinsamen Tour mit Evanescence?

Ich weiß gar nicht mehr genau, woher das ursprünglich kam! Kennengelernt haben wir uns vor etwa zwei Jahren. Evanescence haben in den Niederlanden gespielt und uns eingeladen. Das war natürlich super, denn wir wurden immer schon miteinander verglichen, und dann war es spannend zu sehen, wer das eigentlich ist, die Menschen hinter der Band. Und nach fünf Minuten schon haben wir gemerkt, dass wir definitiv einen Draht zueinander haben, wir haben uns so gut verstanden, wie es nur selten vorkommt beim ersten Mal. Das hatte ich gar nicht erwartet. Ich denke, dass Amy und ich seit damals schon daran gedacht haben, gemeinsam etwas zu machen. Aber ganz genau kann ich das nicht mehr sagen, wer das letztendlich angestoßen hat. Letztes Jahr hatten wir ja dann einen Gig zusammen in der Schweiz, und daraus wurde dann die Tour.

Wie würdest du die Musik von Within Temptation und Evanescence vergleichen?

Es gibt viele Parallelen, aber auch viele Unterschiede. Wir sind natürlich beide aus der „Heavy“-Ecke, aber Evanescence sind amerikanisch und wir europäisch. Und ich denke, da liegt der Unterschied! Die Art, wie wir Musik machen, ist anders. Da ist bei uns der europäische Sound und bei Evanescence der amerikanische. Aber die Musik ist auf jeden Fall anders. Ich denke, die Parallelen liegen vor allem darin, dass beide Bands eine Frontfrau haben, unser Styling ist oft ähnlich, daher kommen natürlich die Vergleiche.

Was macht das Besondere an dieser Tour aus?

Für viele Fans ist das bestimmt großartig, zwei Bands, die sie mögen, an einem Abend in einer schönen Location zu sehen. Das gibt es ja nicht immer, das ist schon ziemlich cool! Ich erinnere mich zum Beispiel daran, als Metallica gemeinsam mit Megadeth auf Tour waren. Viele meiner Freunde waren völlig begeistert!

Die Tour heißt „Worlds Collide“. Welche Welten sind damit gemeint?

Zwei auf einer Seite zwar ähnliche, aber doch verschiedene Welten. Evanescence aus den USA, wir aus den Niederlanden…und beide Bands haben sich unterschiedlich entwickelt. Aber es gibt viele ähnliche Gefühle in unserer Musik, das Drama, episches Storytelling etc.

Inspirieren sich beide Bands gegenseitig?

Gute Frage – das kann ich so spontan gar nicht beantworten! Für uns gibt es so viele Inspirationen, und Amy habe ich noch gar nicht danach gefragt. Muss ich mal machen! (lacht)

Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen den Fans in verschiedenen Ländern? Sind deutsche Fans anders als andere?

Ja, es gibt tatsächlich Unterschiede, manchmal sogar innerhalb eines Landes, zwischen Nord und Süd. Manchmal haben die Leute mehr Schwierigkeiten, sich in die Musik hinzeinzufinden, da richtig mitzugehen oder fallenzulassen. Andere sind da offener. In Spanien zum Beispiel gehen die Fans total aus sich raus, sie sind sehr extrovertiert. Das ist in den Niederlanden anders. Hier sind die Leute relaxter und ruhiger.

Was war das Seltsamste, das dir bisher auf einer Tour passiert ist?

Da erinnere ich mich, als wir das erste Mal in Deutschland auf dem Mera Luna Festival gespielt haben. Wir kannten das Festival nicht, und wir hatten vor unserem sehr frühen Auftritt keine Zeit mehr, uns das Publikum anzuschauen. Wir wussten nicht genau, dass es ein Goth-Festival war und alle Menschen dort so richtig toll gekleidet und gestylt waren. Ich fühlte mich total underdressed! (lacht)

Gibt es einen Ort auf der Welt, an dem du unbedingt einmal auftreten möchtest?

Ich würde sehr gerne mal in Island spielen! Das ist ein Land, in dem ich noch nie war, und es muss so wunderschön sein.

Vielen Dank für das nette Interview!

Die „Worlds Collide“-Tour ist auf Grund der Corona-Krise auf den Herbst 2021 verschoben worden.

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.

Musik

Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel im Interview (2025)
Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Melvina Ondricka

Last Updated:

Views: 5615

Rating: 4.8 / 5 (68 voted)

Reviews: 83% of readers found this page helpful

Author information

Name: Melvina Ondricka

Birthday: 2000-12-23

Address: Suite 382 139 Shaniqua Locks, Paulaborough, UT 90498

Phone: +636383657021

Job: Dynamic Government Specialist

Hobby: Kite flying, Watching movies, Knitting, Model building, Reading, Wood carving, Paintball

Introduction: My name is Melvina Ondricka, I am a helpful, fancy, friendly, innocent, outstanding, courageous, thoughtful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.